Das Greenville Festival in der Nähe von Berlin war in dieser Saison als Newcomer gestartet. Musikalisch ging es hier am vergangenen Wochenende an drei Tagen hauptsächlich mit Gitarren in der Hand vonstatten. Als Medienpartner haben wir das Event präsentiert und waren daher selbstverständlich auch vor Ort. Hier ein paar unserer Eindrücke in Bild, Film und Wort.

Zusammenfassend schonmal so viel: Umleitung, Hitze, Relaxte Stimmung, Olli Schulz lässt Gitarre falsch stimmen, zwischendurch Regen, scheiß Getränkechips, Scooter verpennt, Cro reimt Freestyle hier und Bier und findet sich toll dabei, alter Mann total fidel, hoffentlich im nächsten Jahr wieder.


Am ersten Tag sind wir irgendwann nachmittags eingetrudelt. Die bescheuerte Umleitung haben wir dank Google-Maps-Ausdruck in der falschen Richtung umfahren, was die Anreise um mind. 20 Minuten verzögert hat. Wir waren mit dieser Herangehensweise und Problem wohl auch nicht die einzigen. 🙂

Angekommen auf den Wiesen in Paaren im Glien, auf denen auch das Berlin Festivalstartete, fällt nach kurzer Orientierung zwischen den paar Verpflegungsständen und Bühnen schnell auf: Voll ist es nicht gerade. Der Veranstalter hatte etwa 3.000 von 10.000 Festivaltickets im Vorfeld verkauft. Das merkte man. Aber die Stimmung war gut und sehr entspannt, auf Seiten der Besucher wie auch Musiker. Das Wetter konnte besser nicht sein, mit um die 32° und strahlend blauem Himmel.

Wir kamen gerade rechtzeitig zu Olli Schulz, der sich wie einige andere Musiker besonders freute, auf dem gleichen Festival wie Scooter zu spielen. Gefühlt stimmte er die hälfte der Zeit seine Gitarre, während er irgendwelche Geschichten erzählte, die ihm angeblich so oder so ähnlich passiert sind. Hat ihm keiner übel genommen, nein, das hat Spaß gemacht.

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Flaming Lips am ersten Abend haben vorallem eine super Show gemacht. Konfettikanonen, hüpfende Mädels, Riesen-Videowand mit psychedelischen Animationen, aufblasbarer Riesenball zum Stagediving – Wäre ich Musiker auf so einer Bühne und könnte es mir aussuchen … ich würde es wohl genau so haben wollen. Naja, vielleicht noch etwas Pyrotechnik.


Auch am 2. Tag hatten wir Spaß mit tollen Bands wie Abby, Kilians, Kettcar, die allesamt vor sich nicht quetschenden Zuschauermengen spielten. Zu unserer Verwunderung nutzten am Samstag offensichtlich nicht mehr Besucher die Möglichkeit der Tagestickets.

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Die meisten Bands begrüßten jedoch die entspannte Stimmung und auch jene, die auf deutlich größeren Bühnen gewohnt zu spielen sind, lieferten professionell ab.

Ich muss zugeben: Sehr gern hätte ich mir Scooter reingezogen, einfach der Show willen und gespannt auf die Zahl und Reaktionen derer, die sich wohl dafür um 0:45 Uhr vor der Bühne einfinden würden. Aber. Es. Ging. Nicht. Wir haben Scooter quasi verschlafen.


Am 3. Tag war die Stimmung erst etwas getrübt. Regen war angesagt und kam auch sehr ordentlich herunter, als wir uns wieder Richtung Paaren auf machten:

Wir hatten zwar versucht uns mit Gummistiefeln und Regenjacken für den Fall der Fälle vorzubereiten, aber natürlich macht das alles mehr Spaß, wenn das Wetter halbwegs passt. Darum finden Festivals ja im Sommer und nicht im Winter statt. Das tat es dann zum Glück auch, denn als wir das Gelände in Sichtweite hatten, hörte der mittlere Wolkenbruch abrupt auf. Yay.

Gerade in Kombination mit vorherigen Schauern fanden sich für meinen Geschmack doch überraschend viele Menschen vor der Cro-Bühne zusammen und warfen Hände und Propeller in die Luft. Nunja. Ich werde so schnell vermutlich kein Cro-Fan mehr, da kann man halt nix machen. Der Fremdschäm-Faktor bei den Reimen, die grob unterhalb der 10. Klasse anzusiedeln sind, und jemand, der auf einen Song von Bobby Hebb erzählt, was er doch für krasse Beats bastelt, wurde noch etwas von Moderationsversuchen zwischen den Songs gesteigert.

Den Headliner-Abschluss am dritten und letzten Tag bildeten Iggy & The Stooges und wenn ich mit 65 Jahren noch anderthalb Stunden so rumhüpfe habe ich auf jeden Fall das richtige genommen. Zwischendurch bittet Iggy Pop mal ein paar Leute auf die Bühne und überfordert den Sicherheitsmenschen doch etwas. Sympathisch.

Als Fazit bleiben für das erste Mal überraschend wenig Kritikpunkte oder Katastrophen. Technisch war alles auf hohem Niveau; der Sound der Indoor-Stage nunja, eben durch die nicht so große Halle bedingt nicht so dolle. Man hatte zu essen, wenn man wollte auch vegan. Es gab ein nicht ganz so tolles Getränke-Chip-System mit einer einzigen Wechselstelle, was aber aufgrund der moderaten Besucherzahlen ebensowenig im Chaos ausartete wie die Zahl der Dixikabinen. Auf den Wiesen wurden ein paar Europaletten gestellt, die man als Sitzfläche nutzen konnte; auch diese Zahl passte. Entweder Glück gehabt oder einfach passend geplant.

Dazu gab es auch ein gutes Lineup, bei dem wir nicht das Gefühl hatten, dass wegen der Premiere eben hieran gespart wurde, bei dem es keine großen Lücken gab, in denen man sich irre langweilte.

Finanziell war es trotz allem wohl ein Verlustgeschäft, was die Veranstalter aber realistischerweise erwartet haben. Nach Berichten geht man davon aus, dass sich das Festival vielleicht in drei Jahren rechnet.

Und hier kommt die natürlich sehr interessante Frage: Wird das Festival im nächsten Jahr wiederholt?

Ja, es deutet wohl einiges darauf hin: Schon im August sollen Bestätigungen für 2013 bekannt gegeben werden, ab September beginnt der Vorverkauf.